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Vereinsbuch des Turnvereins Bubenheim 1898
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01. Mai 1898 bis 27. Juli 2000
Transkription Angelika Sander / Maria Waid
nein, erst heute, wo wir schon seit 27 Jahren ein mächtiges deutsches Reich, eine
Bestrebung jener echt deutsch gesinnten, deshalb damals viel angefeindeten Män-
nern, haben. Trotzdem kann man nicht sagen, daß es an turnerischer Begeisterung
je hier gefehlt hätte. Im Gegenteil, die ganze Zeit hindurch wurde hier geturnt, aber
nicht in geordnetem Vereine. Und wie das Sprichwort sagt, daß Einigkeit nur stark
macht, so geschah es auch hier. Oft mussten die für die edle Turnerei begeisterten
Jünglinge ihr schönes Vorhaben aufgeben, da es stets an Unterstützung seitens der
älteren Generation fehlte. Nach einer Bezirksvorturnerstunde in Engelstadt am Sonn-
tag Nachmittag 1. Mai erschienen sämtliche daselbst anwesende Turner auf dem
hiesigen Schulturnplatz, ein Schau- oder Kürturnen vorführend, um auch die älteren
Leute für die schöne Turnsache zu interessieren. Am Tage zuvor hatten hiesige
Jünglinge Turngeräte, die die Turngemeinde Groß-Winternheim ihnen in freundlichs-
ter Weise zur Verfügung gestellt, herbei geschafft. Ein Turnen entwickelte sich nun,
bei dem jedes Herz, das auch zuvor vielleicht nicht viel für die Sache übrig hatte,
jetzt recht dafür schlug, als man sah, wie weit man es doch in Gewandtheit, Kraft und
Ausdauer bei geordnetem Turnen bringen kann. In darauf folgender Versammlung in
der Wirtschaft des Herrn Gemünden redeten einige recht begeisterte Turner, wie Be-
zirksturnwart Pagel und der 1. Sprecher des TV Ober-Ingelheim Herr Wasem recht
beherzigende Worte an die Anwesenden, die auch ihre Wirkung nicht verfehlten, in-
dem alle ihren Beitritt auf einer zirkulierenden Liste zu dem neu gegründeten Turn-
verein erklärten. Herr Wasem berichtete später, daß nun ihr Verein gerade an die-
sem Tag (1. Mai 1898) 50 Jahre bestehe, daß also das Ereignis: Die Gründung des
Turnvereins Bubenheim mit dem 50 jährigen Jubiläum des Turnvereins Ober-
Ingelheim zusammenfalle, das am darauffolgenden Sonntag, 8. Mai, gefeiert werden
soll, wozu er ganz besonders den jungen Verein Bubenheim herzlichst einlud. Nach
Absingen des herrlichen Turnerliedes: ,,Deutsche Recken" und dreifachem Gut Heil!
wurde die Versammlung geschlossen.
So ist nun auch hier dem Bestreben der Jugend nachgekommen worden. Und wie
hätte es auch anders sein können! Sind doch die Zwecke, welche die deutsche Tur-
nerschaft nach ihren Grundsätzen verfolgt, von der eminentesten Bedeutung für un-